Dienstag, 1. September 2015

Alltag in Costa Rica

Hey ho,
da ich heute nicht in der Schule bin, weil meine Schwester etwas krank ist, nutze ich die Zeit mal, um euch einen kleinen Einblick in meinen Alltag zu verschaffen.
Da ich recht nahe am Äquator wohne, geht die Sonne früh auf und früh unter. Dementsprechend ist auch der Tag aufgebaut. Unter der Woche stehen meine Schweste und ich um 5:15 auf, mit der Hoffnung, dass das Wasser warm ist. Es ist jeden Tag dasselbe: ich gehe frühstücken und sie duschen, danach tauschen wir. Meine Gasteltern sind zu dem Zeitpunkt meistens schon auf dem Weg zur Arbeit. Also sind wir beiden die letzten die das Haus verlassen, wenn wir um 6:00 vom Schul-Shuttle abgeholt und zur Schule gefahren werden.
Die Fahrt dauert ewig, also eine Stunde, weil jeder direkt vor der Haustür abgeholt wird und ich kann die Strecke jetzt schon fast auswendig. Anfangs war es echt spannend einfach aus dem Fenster die Straßen entlang zugucken, aber mitlerweile werde ich nur wieder müde im Bus.

Ich gehe auf eine Privatschule, die pro Jahrgang nur eine Klasse hat und jeder jeden irgendwie kennt. Deshalb gibt es auch nicht so eine tyische Cliquenbildung, sondern eine Schulgemeinschaft, wo man mit den Einen weniger und mit den Anderen halt weniger zu tun hat.
Die Schule beginnt um 7:00 und man hat jeden Tag außer am Freitag 10 Schulstunden Unterricht. Das hört sich viel an, ist auch viel, aber gar nicht mal so anstrengend, weil die das alles nicht so genau nehmen. Die Lehrer und Schüler gehen irgendwann in den Klassenraum und gehen teilweise eine halbe Stunde früher schon wieder in die Pause.
Man sollte meinen, dass sich das viele Geld für so eine Privatschule auszahlt, aber das glaube ich eher weniger.
Der Unterricht besteht darin, dass der Lehrer oder die Lehrerin irgendwas an die Tafel schreibt und mehr oder weniger erklärt und in den Sprachen werden irgendwelche Texte gelesenn und später irgendwelche Fragen bearbeitet, dessen Antwort man eins zu eins aus dem Text entnehmen kann.
Eigentlich kann ich Englisch überhaupt nicht leiden, aber hier habe ich gerne Englischunterricht. Ich bin mir nicht so sicher, ob das hier eine Bilinguale Schule ist, aber Health, Sozial Science und Literature wird auf Englisch unterrichtet. Das ist zwar eine Art Englisch für Idioten, aber immerhin kann ich alles verstehen und manchmal ist das gar nicht mal so uninteressant.
Einige der Unterrichtsthemen sind aber doch etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt Computerunterricht, wo die an einem Projekt oder so arbeiten was sie sich selber aussuchen dürfen und müssen das auch nicht vorstellen.
In Mathe werden einfach irgendwelche Beispiele für Formeln angeschrieben und die Lehrerin wundert sich, dass das keiner versteht und die Leute in Mathe regelmäßig durchfallen.
In Health haben wir über Gewalt und wie man sie vermeidet eine Unterrichtseinheit gehabt. Für alle die das noch nicht wissen: Man greift nicht einfach Jemanden an, nur weil der etwas gesagt hat, was einem nicht gefällt, sondern man sagt deutlich, dass einem das nicht gefällt. Außerdem sollte man nicht irgendwo hingehen, wo die Leute sehr kriminell sind. Wenn noch jemand fragen zu dem Themengebiet hat, scheut nicht mich zu fragen, denn ich bin Profi auf dem Gebiet.
Mein absolutes Lieblingsfach ist allerdings Französisch. Als die Lehrerin das erste Mal in den Klassenraum kam und anfing irgendwas zu erzählen, dachte ich, dass das wohl ein Scherz sein muss. Ich spreche kein Wort französisch und habe genug zu tun mit den drei Sprachen die ich mehr oder weniger kann. In Französisch lesen die irgendeinen Text, obwohl die Schüler das alles nicht aussprechen können und reden dann so halb in Spanisch und halb in Französisch drüber. Wenn ich dann frage worum es geht, erklären die mir das auf Englisch und ich mache mir dann auf Deutsch meine Gedanken darüber. Das war dann doch etwas zu viel des Guten und jetzt lese ich in den Unterrichtsstunden immer ein spanisches Buch für Grundschüler, mit der Hoffnung wenigstens das zu verstehen.
In den Pausen habe ich bisher immer mit unterschiedlichen Leuten was gemacht, wodurch es nicht so einfach ist, richtige Freunde zu finden. Klar alle Leute sind extrem nett und kommen auch viel auf einen zu, aber das ist mehr so oberflächlich. Jetzt, wo es darum geht echte Freunde zu finden, ist das mit der Sprache schon echt ein Problem. Es ist eine echte Herausforderung Gespräche aufrecht zu erhalten. Vor allem weil ich immer mit drei Sprachen gleichzeitig zu schaffen habe. Viele wollen leider mit mir Englisch reden oder etwas auf Deutsch hören und plötzlich geht es dann auf Spanisch weiter.
In einem Moment denkt man auf dem richtigen Weg zu sein und im Nächsten steht man da und versteht garnichts. Andersherum genau dasselbe.
Mit einer aus meiner Klasse verstehe ich mich aber besonders gut. Sie redet viel und nur auf Spanisch. Außerdem nimmt sie echt viel Rücksicht auf mich und versucht mir jedes Wort, dass ich nicht verstehe auf Spanisch zu erklären - was sehr viele Worte sind.
Letzten Freitag war ich dann auch bei ihr Zuhause und später noch mit ihr in einer Mall. Nun bin ich immer willkommen bei denen Zuhause, wenn ich nur vorher Bescheid sage, damit die Haushällterin genug zu Essen kocht.

Ansonsten bin ich an den Nachmittagen meistens Zuhause. Das ist auch gar nicht so langweilig weil es bei meiner Familie immer etwas zu bereden und zu lachen gibt.
Manchmal bin ich auch mit den Freunden von meiner Schwester unterwegs. Das ist zwar ganz nett, aber wenn man zu Gesprächen nichts beitragen kann, ist das auch nicht so spannend.
Weil die Sonne früh untergeht und abends nach dem langen Tag müde sind, gehen wir im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen echt früh ins Bett. Das ist auch gut so, denn ich bin jeden Abend echt richtig müde.

Hier lebe ich also auch ein ganz normales Leben mit einem ganz normalen Alltag, nur dass dieser komplett anders aussieht und ganz andere Dinge passieren, als in Deutschland.

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