Montag, 2. November 2015

Wenn das Leben 'normal' wird

Moin Moin ihr Lieben dort draußen,
nachdem ich in der vergangenden Woche eine versteckte Beschwerde über meine Faulheit bekommen habe, kommt nun der nächste Bericht aus dem Land des Kaffees (ja aus dem Land des Kaffees und nicht dem Land der Ananas, was so manch eine Person denkt).
Zunächst möchte ich mich mal für das positive Featback an meinem Blog bedanken und natürlich auch bei meinen stillen Verfolgern. Es ist schön zu hören, dass auch nicht komplett in Vergessenheit gerate, obwohl ich mich auf der anderen Seite der Welt befinde. Ich schreibe hier einfach immer so vor mich und freue mich, dass es euch gefällt.

Umso normaler das Leben hier wird, desto glücklicher werde ich hier auch. Es gibt einem echt Stabilität, wenn man mehr oder weniger weiß, was auf einen zukommt und man Situationen auch einschätzen kann.
Trotzdem kommt ab und zu mal ein Tief, dass es zu überwinden gilt. Letzte Woche habe ich ein sehr starkes Tief durchleben dürfen und obwohl es wirklich hart war, bin ich froh diese Erfahrung gemacht zu haben, denn ich bin eindeutig stärker daraus wieder herausgekommen und weiß die vielen schönen Sachen umso mehr zu schätzen.
Eine andere Sache, die mir das Leben hier unglaublich erleichtert ist der Erwerb der Sprache. Ich verstehe unglaublich viel mehr und kann mich auch über vernünftige Dinge richtig unterhalten. Natürlich muss ich immer noch oft fragen, aber ich verstehe die Erklärung eines Wortes dann immerhin auch. Zu Gruppengesprächen kann ich mitlerweile manchmal auch schon richtige Beträge leisten. Ein Freund von mir, der zwei Wochen mit der Volleyball Nationalmannschaft in Honduras unterwegs war, hat sich darüber aufgeregt, dass sich in dieser kurzen Zeit so viel verändert hätte und wie es denn sein kann, dass ich plötzlich spanisch spreche. Es sind diese kleinen Dinge, die einem zeigen, dass man hier doch schon so einiges erreicht hat, auch wenn man es oft gar bemerkt.
Trotzdem weiß ich, dass noch unglaublich viel Arbeit vor mir liegt, aber jetzt habe ich eine Grundbasis auf die man viel besser aufbauen kann. Meine Weigerung Englisch zu sprechen hat sich also gelohnt. Zwar würde mir Englisch sprechen meist immernoch einfacher fallen, aber wenn das so weiter geht, sieht das in ein paar Wochen schon ganz anders aus.
Mein Gastpapa hat vor zwei Wochen fast schon fanatisch begonnen Deutsch zu lernen, wodurch wir uns gegenseitig auch noch mehr anstacheln und super gut helfen können. Jeden Tag erzählt er mir welche Wörter er neu gelernt hat und ich erkläre ihm die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten einiger Wörter. Außerdem erklärt er mir viel über die deutsche Grammatik und ich ihm über Spanische, obwohl es ja eigentlich andersherum sein müsste.

Noch eine ganz große Veränderung ist, dass ich einen Permiso für immer an meiner Schule bekommen habe und damit ein ganz großes Stück Freiheit. Darüber freut sich die Sekretärin aber wahrscheinlich noch mehr als ich, denn immer, wenn ich das Schulgelände nicht mit meinem Schulshuttle verlassen wollte, musste ich mir das mit der Unterschrift meiner Eltern und der Sekretärin genehmigen lassen. Ich war da eigentlich schon Dauergast. Die machen sich damit aber auch immer mehr Stress als nötig. Letztens haben die mich fast nicht gehen lassen, weil im Permiso stand, dass ich mit Compañeras unterwegs bin, was Jungs aussschließt. Der Plan war aber mit einigen Leuten zu einem Jungen nach Hause zu gehen. Nachdem meine Gastmutter dann angerufen worden ist, haben sie mich dann doch gehen lassen, aber erst, nachdem ich versprochen habe auch wirklich vorsichtig bei denen zu sein.
Die Logik hinter dem Permiso habe ich aber noch nicht zu 100% verstanden, denn wenn mir der Permiso nicht genehmigt wird komme ich überhaupt nicht nach Hause, weil der Bus nicht so lange wartet. Jetzt hat sich diese ganze Problematik aber erledigt, da ich immer gehen kann wohin ich möchte, da ich angefangen habe Sport im Fitnessstudio zu machen und somit eher selten mit meinem Buseta nach der Schule nach Hause fahre.

Mit der anderen Deutschen an meiner Schule verstehe ich mich mitlerweile absolut super. Anfangs war ich nicht besonders glücklich darüber nicht die einzige Deutsche zu sein und ihr ging es genauso. Jetzt sind wir froh einander zu haben, weil einfach immer jemanden zum Reden hat der einen versteht, egal ob es irgendwelche Probleme oder Ironie ist. Wie Mädels so sind geht das natürlich am besten auf dem Klo. Es ist schon eine Art Tradition geworden, dass wir uns während des Unterricht auf dem Klo treffen. Das einzige Problem dabei ist, wenn der Klassenraum zwischendurch von innen abgeschlossen wird und man sich blöd vorkommt nach 20 Minuten Abwesenheit anzuklopfen oder wenn der Händetrockner auf einmal anfängt zu brennen. Auch nach der Schule machen wir recht viel zusammen, weil wir gemeinsam ins Fitnessstudio gehen und auch sonst viel zusamen zu erledigen haben.

Ein sehr gute Freundin aus Deutschland und ich haben es in zwei Monaten auch wirklich schon zwei Mal geschafft uns hier in Costa Rica zu treffen. Das erste große Wiedersehen vor dem Theater hat wahrscheinlich jeder auf dem Platz mitbekommen, aber es war auch echt emotional. Es ist einfach ein sehr merkwürdiges Gefühl eine Klassenkameradin aus Deutschland am anderen Ende der Welt zu treffen. Ich konnte auch ungelogen den ganzen Tag nicht aufhören zu grinsen, weil das einfach eine etwas unbegreifliche Sache ist. Die Familie von ihr ist auch supernett und meinte gleich, dass ich sie doch mit meiner Schwester zu einem Spiel der Fußballnationalmannschaft gegen Südafrika begleiten soll.
Gesagt getan und kaum zwei Wochen später saßen wir dann alle zusammen im Estadio Nacional. Costa Rica hat zwar verloren und der Niveau beider Mannschaften war jetzt auch nicht sonderlich anspruchsvoll, aber die Stimmung war super. Ich glaube selbst die 2 Südafrikafans die ich gesehen habe, waren nicht so gut drauf, wie die Ticos.



So das war erstmal das wichtigste aus der letzten Zeit.
Eure Leonie