Samstag, 29. August 2015

Spielpatz in Groß

Meinem Blog nach zu urteilen führe ich hier eher ein Tourileben, als das eines typischen Ticos. Das stimmt aber nicht, ich komme nur nie dazu etwas über meinen Alltag zu schreiben.
Auch heute komme ich nicht dazu, denn meine liebste Sonia möchte noch mit mir FaceTimen und ich muss unbedingt von Canopy erzählen.Canopy bedeutet, mit einer riesigen Seilbahn im Dschungel in Etappen den Berg herunter zu fahren.
Für Jeden der Höhenangst hat ist das eher nichts. Für alle Anderen empfehlenswert.
Das Canopy gehört dem Onkel meiner Gastmutter und so mussten wir nicht einmal etwass bezahlen. Nachdem wir ein Stück mit einem Transporter den Berg hinaufgefahren wurden, mussten wir noch sehr weit zur ersten Plattform laufen. Zwar war die Aussicht im Dschungel klasse, aber das machte es nicht gerade weniger anstrengend. Auch die Straße, die wir mit dem Transporter gefahren wurde gilt höchstens noch als Schotterweg und hat eine Steigung von gefürhlt 90°. Der Anstieg hat sich allerdings absolut gelohnt. Die Seilbahnen verlaufen quer durch den Dschungel und man kann die ganze Stadt von dort oben aus sehen, wenn man nicht gerade zu schnell unterwegs ist oder sich vor Blättern ducken muss.
Viel zu schnell waren wir schon wieder unten, aber immerhin gab es Zuhause gleich etwas zu Essen. Das Essen in Costa Rica schmeckt übrigens absolut lecker, auch wenn man eine gewisse Zeit braucht, um sich daran zu gewöhnen, da es komplett anders ist als in Deutschland.

Eure Leonie




Sonntag, 23. August 2015

In the Jungle ..


Pura Vida Chicos
Heute habe ich das erste Mal in meinem Leben einen Regenwald betreten. Leider haben wir keine
Tiere gesehen. Trotzdem war es genauso schön, wie ich es mir vorgestellt habe.
Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass man aus meinem Fenster Berge sehen kann, aber dass man einfach aus einer Großstadt herausfährt und direkt in einer solchen Natur landet ist doch noch die Krönung.
Man kann die Landschaft irgendwie gar nicht richtig beschreiben, sondern man muss das einfach gesehen haben. Besonders die halb kaputten, sehr hohen Brücken, wo man bei jedem Schritt angst haben muss seeeehr tief zu fallen.

Pünktlich am frühen Nachmittag, natürlich als wir gerade nicht von einem Blätterdach geschützt waren, fing es dann an zu regnen. Obwohl ich schon über eine Woche hier bin, hat es nach gestern erst zum zweiten Mal so stark geregnet. Die Regenzeit ist aufgrund der Klimaerwärmung nämlich auch nicht mehr das, was sie mal war.
Auf jeden Fall waren unsere Beine und Füße am Ende voll schlamm. Deshalb waren wir barfuß in einer Pizzeria essen, aber es hat niemanden gewundert. Anscheinend laufen in der verdreckten Stadt San Jose öfters mal Leute barfuß rum.
Mir soll es recht sein, denn das zeigt noch einmal ganz deutlich wie entspannt die Leute hier sind und jeden einfach akzeptieren.
So jetzt muss ich aber wirklich schlafen, dann der Tag fängt morgen wieder pünktlich mit dem Sonnenaufgang um 5:00 an.

Buenas Noches
Leonie






Donnerstag, 20. August 2015

Sprache wird überbewertet

Es ist jetzt fast auf die Minute genau eine Woche her, dass mein Flugzeug aus dem schönen Hamburg in ein für mich neues Leben gestartet ist.
Allerdings fühlt es sich so an, als würde ich schon ewig hier Leben, auch wenn ich die Sprache nicht kann, jedes Mal überrascht bin, wenn die Leute im Fernsehen spanisch sprechen und mir die Namen der ganzen neuen Gesichter nicht alle merken kann.
Trotzdem ist eine Art Alltag enstanden, der niemals langeweilig wird, weil es so vieles zu lernen gibt. Obwohl das Leben hier genauso aufgebaut ist wie in Deutschland, ist es doch ganz anders.
Es ist ganz normal, dass Leute überall einfach zu singen oder zu tanzen anfangen. Es ist auch ganz normal, dass man in einem Stadtpark mit wildfremden Leuten Fußball spielt und sich umarmt und freut wie ein kleines Kind, wenn man gewonnen hat. Es ist auch ganz normal irgendwelche Früchte von Bäumen am Straßenrand zu pflücken und die dann gemütlich irgendwo zu essen.
Alles ist Pura Vida, aber trotzdem wird das Leben und Bildung ernst genommen.
Am Dienstag hatte ich meinen ersten Schultag und war extrem nervös. Am zweiten Schultag war ich das schon nicht mehr. Ich weiß nicht, ob die Schule immer so entspannt ist, aber momentan wo alle Examenes schreiben passiert überhaupt nichts. Der einzige Unterricht, den ich bisher hatte war Sport und da sind einige meiner Mitschüler zwischendurch einfach mal weggeangen.
Es ist schon ein recht großes Problem, wenn man die Sprache nicht kann. Zwar bin ich längst nicht mehr so hilflos wie am ersten Tag, aber eine richtige Konversation kann ich trotzdem nur auf Englisch führen. Da ich auf eine Privatschule gehe, können sogar recht viele einigermaßen gut englisch. Aber nur normale Konversationen zu führen wäre ja langweilig und für Späße und Spiele muss man nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen.
Die Jungs kennen sich überraschenderweise grandios mit dem deutschen Fußball aus und werden nie müde mich zu fragen wie man die ganzen Namen ausspricht. Außerdem haben sich die Jungs in meiner Klasse mit Neuer, Boateng, Schweinsteiger, Kroos und so weiter vorgestellt.
Im allgemeinen ist meine Schule sehr klein. Es gibt pro Jahrgang nur eine Klasse. Dementsprechend kenne ich gefühlt schon jeden vom sehen oder von einem kurzen Gespräch.
Neben mir gibt es auch noch eine andere Deutsche an der Schule, die mit ihren hellblonden Haaren eine richtige Attraktion ist. Sie war aber irgendwie nur an meinem ersten Schultag da und ich hoffe sie kommt demnächst mal wieder, weil es doch schön ist jemanden zu haben, mit dem man in seiner Sprache sprechen kann, sodass man nicht nur zuhören muss und auch mit halbem Ohr alles versteht.

Buenas Noches
Leonie

Montag, 17. August 2015

Die Reise und der Start in ein neues Leben

Diesen Blogeintrag schreibe ich in meinem neuen Zuhause in Desamparados und ich kann es immer noch nicht ganz glauben wirklich in Costa Rica zu sein.
Zwei ganze Tage habe ich schon bei meiner wundervollen Gastfamilie verbracht, nachdem sie am Freitagabend eine völlig fertige Leonie vom Flughafen abgeholt haben.
Irgendwie ist es hier schon so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber auch ganz anders.
Aber alles der Reihe nach.

Nachdem ich am Donnerstag quasi nur gestresst durchs das Haus gelaufen bin und die ganze Nacht nicht schlafen konnte, ging es dann um 3:30 mit meinen Eltern und vier Freunden zum Flughafen. Die Verabschiedung war zum Glück weniger emotional, als ich es erwartet habe. Zu dem Zeitpunkt und auch jetzt noch kann ich es nicht realisieren alle für eine so lange Zeit nicht zu sehen.
In Frankfurt trafen dann wir beiden Hamburger dann auf den Rest der YFU-Gefährten und es ging mit einem A380 auf nach Houston. Zuvor war ich noch nie so lange geflogen und ich freu mich echt schon auf den Rückflug.
Unterwegs habe ich mir dann auch mein Abschiedsbuch und einige gewisse Briefe durchgelesen, die mich zum ersten Mal so richtig an meiner Entscheidung haben zweifeln lassen. Mal im ernst: Wie kann man so blöd sein und sein Leben, dass man sehr gemocht hat, hinter sich lassen? Diese Frage hat sich dann beantwortet, als wir über Grönland waren. Ich glaube ich habe noch nie etwas so schönes aus der Luft gesehen. Allein schon der Anblick ist diese Reise gefühlt schon wert.
Der Flug nach San Jose war dann nicht mehr so schön, weil wir alle so extrem müde waren und dann auch noch so blöde Zettel ausfüllen mussten. Als ob Austauschschüler etwas zu verzollen oder mehr als 10 000$ dabei hätten.
Nachdem mich meine Gastfamilie vom Flughafen abgeholt hat, musste ich endgültig festgestellen, dass meine Spanischkenntnisse quasi nicht vorhanden sind. Wenn die schnell sprechen versteht man sowieso nichts, aber auch wenn langsam geredet wird, ist es nicht gerade besser. Man fühlt sich echt eine bisschen blöd wenn man die Zeitformen versteht, aber trotzdem keine Ahnung hat, was gerade gesagt wird. Zum Glück spricht meine ganze Familie gut englisch.

Mit ganze Familie meine ich nicht nur meine Gasteltern und meine Schwester und Großeltern, die auf unserem Grundstück leben sondern auch die Onkels, Tanten und Cousinen. Am 15.8. ist in Costa Rica nämlich Muttertag und deshalb habe ich alle schon kennengelernt. Eine bessere Familie hätte ich glaube ich nicht bekommen können. Die sind alle super nett, behandeln mich wie ein Familiemitglied und es wird allgemein viel geredet und gelacht.

Einen Kulturschock habe ich, obwohl alles so anders ist und aussieht, erst gestern in Mall gehabt, wo ich mit meiner Gastmama gewesen bin. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es quasi dasselbe ist, wie in Deutschland, nur irgendwie halt doch nicht.

Eines ist noch ganz anders als in Deutschland. Die Gebäude sehen zwar sehr ärmlich und heruntergekommen aus, aber sind gesichert wie ein Gefängnis. Mir wurde auch gleich verboten einfach nach draußen zu gehen. Nachts treibt sich niemand mehr alleine draußen rum.
Die meisten Leute sind nur mit dem Auto oder Motorrad auf den schlechten Straßen unterwegs. Jeder fährt so wie er will und den Sinn von Ampeln und Verkehrsschildern habe ich noch nicht so durchschaut.

Hoffentlich melde ich mich das nächste Mal nicht mehr so früh am Morgen, weil das ein Zeichen dafür wäre, dass ich den Jatlag endlich überwunden habe.

Pura Vida
Leonie







Donnerstag, 6. August 2015

Meine Gastfamilie und die letzten Tage in Deutschland

So, eine Woche vor meinem Abflug melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort.

Die letzten Wochen waren zwar sehr stressig, aber trotzdem mit die schönsten in meinem Leben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man Dinge jetzt tun muss, weil es später nicht mehr möglich ist. Selten habe ich so viel unternommen.
Gleichzeitig gab es aber auch unglaublich viel nervigen Papierkram für das Auslandsjahr und die Abwesenheit in Deutschland zu erledigen. Ich war im Konsulat für mein Visum, habe ein Konto eröffnet, Dollar bestellt, alles mögliche eingekauft, war so oft beim Arzt wie noch nie zuvor und viele andere private Dinge gab es auch noch zu tun.
Außerdem musste ich mein Zimmer ausräumen, weil meine Familie während meiner Abwesenheit einen Austauschschüler aus Mexico aufnimmt, der dann in meinem Zimmer wohnen wird.
Es ist schon ein echt komisches Gefühl zu wissen, dass man für eine lange Zeit nicht mehr in seinem Zimmer leben wird und dass dort dann eine fremde Person drin wohnt, die man niemals kennenlernen und trotzdem zur Familie gehören wird.

Jetzt muss ich -nur noch- packen und mich von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden. Das wird eindeutig das schwierigste, vor allem weil ich mir einfach nicht vorstellen kann für ein Jahr einfach weg zu sein, obwohl es durch meine Gastfamilie ein bisschen mehr Realität geworden ist.

Meine Gastfamilie habe ich am Tag der Zeugnisausgabe bekommen und überhaupt nicht damit gerechnet.
Jeden Tag hatte ich in meine E-Mails geguckt, aber nie waren Informationen über meine Gastfamilie dabei. Von YFU hieß es, es wäre normal die Gastfamilien erst relativ spät zu bekommen, besonders in Latein Amerika, weil die dort eher spontan veranlagt sind. Trotzdem macht man sich so seine Gedanken, wenn der Abflug näher rückt und man noch nicht weiß wo genau man überhaupt hin kommt.
An diesem Tag des Beginns der Sommerferien hatte ich überhaupt nicht an etwas wie meine Gastfamilie gedacht, weil sich gerade unsere Klasse nach sechs Jahren aufgelöst hatte und viele außedem unseren Jahrgang verlassen. Meine Mutter kam in mein Zimmer und sagte ich solle mir mal meine E-Mails angucken, da könnte etwas interessantes dabei sein. Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, was sie mir da gerade sagen wollte und habe so schnell es ging nachgeguckt wo und wie ich im nächsten Jahr wohnen werde.
Meine Familie, bestehend aus meinen Gasteltern und meiner gleichaltrigen Schwester, wohnt in Desamparados in der Nähe der Hauptstadt San José. Außerdem haben sie einen kleinen Hund und eine Katze. Ich werde mir mit meiner Schwester ein Zimmer teilen.
Natürlich habe ich gleich Kontakt zu meiner Familie aufgenommen und meine Gastschwester und ich schreiben viel miteinander.
Allerdings habe ich feststellen müssen, dass mehrer Jahre Schulspanisch einen recht schlecht auf normale Konversationen vorbereiten. Ich kann zwar fast alles verstehen, was mir geschrieben wird, aber mit dem selber formulieren ist das schon nicht mehr ganz so einfach.

Jetzt genieße ich meine letzten Tage in Hamburg, wo tatsächlich auch mal die Sonne scheinen kann.
Es wird mir schwer fallen mein Leben hinter mir zu lassen, aber wahrscheinlich wird das Auslandsjahr es wert sein. In einer Woche wird mir die Möglichkeit gegeben eine fremde Kultur kennen zu lernen und für ein Jahr ein Teil von ihr zu werden.
Ich kann mir zwar nicht wirklich vorstellen wie das sein wird, trotzdem freue ich mich einfach darauf eine solche Erfahrung machen zu dürfen.
An alle Austauschschüler für die es auch bald los geht oder die schon weg sind: Ich wünsche euch allen ein einzigartiges Jahr mit vielen erinnerungswürdigen Momenten.
Eure Leonie