So, eine Woche vor meinem Abflug melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort.
Die letzten Wochen waren zwar sehr stressig, aber trotzdem mit die schönsten in meinem Leben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man Dinge jetzt tun muss, weil es später nicht mehr möglich ist. Selten habe ich so viel unternommen.
Gleichzeitig gab es aber auch unglaublich viel nervigen Papierkram für das Auslandsjahr und die Abwesenheit in Deutschland zu erledigen. Ich war im Konsulat für mein Visum, habe ein Konto eröffnet, Dollar bestellt, alles mögliche eingekauft, war so oft beim Arzt wie noch nie zuvor und viele andere private Dinge gab es auch noch zu tun.
Außerdem musste ich mein Zimmer ausräumen, weil meine Familie während meiner Abwesenheit einen Austauschschüler aus Mexico aufnimmt, der dann in meinem Zimmer wohnen wird.
Es ist schon ein echt komisches Gefühl zu wissen, dass man für eine lange Zeit nicht mehr in seinem Zimmer leben wird und dass dort dann eine fremde Person drin wohnt, die man niemals kennenlernen und trotzdem zur Familie gehören wird.
Jetzt muss ich -nur noch- packen und mich von meiner Familie und meinen Freunden verabschieden. Das wird eindeutig das schwierigste, vor allem weil ich mir einfach nicht vorstellen kann für ein Jahr einfach weg zu sein, obwohl es durch meine Gastfamilie ein bisschen mehr Realität geworden ist.
Meine Gastfamilie habe ich am Tag der Zeugnisausgabe bekommen und überhaupt nicht damit gerechnet.
Jeden Tag hatte ich in meine E-Mails geguckt, aber nie waren Informationen über meine Gastfamilie dabei. Von YFU hieß es, es wäre normal die Gastfamilien erst relativ spät zu bekommen, besonders in Latein Amerika, weil die dort eher spontan veranlagt sind. Trotzdem macht man sich so seine Gedanken, wenn der Abflug näher rückt und man noch nicht weiß wo genau man überhaupt hin kommt.
An diesem Tag des Beginns der Sommerferien hatte ich überhaupt nicht an etwas wie meine Gastfamilie gedacht, weil sich gerade unsere Klasse nach sechs Jahren aufgelöst hatte und viele außedem unseren Jahrgang verlassen. Meine Mutter kam in mein Zimmer und sagte ich solle mir mal meine E-Mails angucken, da könnte etwas interessantes dabei sein. Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, was sie mir da gerade sagen wollte und habe so schnell es ging nachgeguckt wo und wie ich im nächsten Jahr wohnen werde.
Meine Familie, bestehend aus meinen Gasteltern und meiner gleichaltrigen Schwester, wohnt in Desamparados in der Nähe der Hauptstadt San José. Außerdem haben sie einen kleinen Hund und eine Katze. Ich werde mir mit meiner Schwester ein Zimmer teilen.
Natürlich habe ich gleich Kontakt zu meiner Familie aufgenommen und meine Gastschwester und ich schreiben viel miteinander.
Allerdings habe ich feststellen müssen, dass mehrer Jahre Schulspanisch einen recht schlecht auf normale Konversationen vorbereiten. Ich kann zwar fast alles verstehen, was mir geschrieben wird, aber mit dem selber formulieren ist das schon nicht mehr ganz so einfach.
Jetzt genieße ich meine letzten Tage in Hamburg, wo tatsächlich auch mal die Sonne scheinen kann.
Es wird mir schwer fallen mein Leben hinter mir zu lassen, aber wahrscheinlich wird das Auslandsjahr es wert sein. In einer Woche wird mir die Möglichkeit gegeben eine fremde Kultur kennen zu lernen und für ein Jahr ein Teil von ihr zu werden.
Ich kann mir zwar nicht wirklich vorstellen wie das sein wird, trotzdem freue ich mich einfach darauf eine solche Erfahrung machen zu dürfen.
An alle Austauschschüler für die es auch bald los geht oder die schon weg sind: Ich wünsche euch allen ein einzigartiges Jahr mit vielen erinnerungswürdigen Momenten.
Eure Leonie