Mittwoch, 20. April 2016

auf der anderen Seite vom großen Teich

Wenn ganz normaler Alltag herrscht, gibt es zwar immer eine Menge zu erzählen, aber für mich ist ein Blog eher weniger eine Tagesbuch (dafür habe ich schließlich ein richtiges Buch), sondern mehr um Dinge zu teilen, die mir aufgefallen sind oder auf eine andere Art und Weise sehr besonders und mitteilungswürdig sind.
In den letzten Tagen und Wochen hat sich wieder eine Menge solcher Situationen aufgetan. Der Höhepunkt war ohne Zweifel die Reise nach Nicaragua vom letzten Donnerstag bis Sonntag. Achja und hier entschuldige ich mich noch mal ganz offiziell bei allen Leuten, die nicht so glücklich darüber sind, dass ich vergessen habe ihnen diesen Trip mitzuteilen.
Nicaragua ist das zweitärmste Land in Amerika, wovon man allerdings in der Colonial- und Touristenstadt Granada nicht so viel mitbekommen hat, auch wenn es eine sehr klare Spaltung zwischen arm und reich gab.
All meine Erlebnisse in der Schule oder auf Reisen werden momentan sehr von den Ereignissen in Ecuador und Uruguy überdeckt. In Deutschland hätte ich das, was dort gerade passiert wahrscheinlich mit Trauer und Mitleid im Fernsehen verfolgt, aber hier in Amerika ist es etwas ganz anderes.
Ich habe Freunde und Bekannte in den betroffenen Ländern und mit Schrecken auf ein Lebenszeichen und einen Lagebericht gewartet.
Da das Hauptkommunikationsmittel Facebook ist, bekommt man überall Nachrichten, Hilfeaufrufe oder Organisierungen aus erster Hand zu sehen. Darunter war auch der Post von YFU, dass eine deutsche Austauschschülerin beim Erdbeben in Ecuador ums Leben gekommen ist.
Durch soziale Netzwerke hatte ich dieses Mädchen sogar gekannt und kurzen Kontakt mit ihr gehabt, aber das spielt keine Rolle.
Ein junges Mädchen, dass mit den gleichen Träumen und Hoffnungen wie ich auf eine ferne Reise aufgebrochen ist, wird nie wieder zurückkehren. Dieses Mädchen ist nur eines der vielen Gesichter, auf die die Welt von nun an verzichten muss, während viele anderen mit Angst und Unsicherheit versuchen durch den Tag zu kommen.
Es lässt sich streiten, ob diese Reihe von Unglücken wirklich 'nur' eine Naturkatastrophe war oder durch das ignorante Handeln der Menschen ausgelöst wurde.
Für den Moment macht es aber keinen großen Unterschied. Die Menschen in Uruguay und Ecuador geben ihr bestes und Mexico befürchtet auch ein Erdbeben.
Costa Rica wäre dann als nächstes dran, weil hier das Unglück noch fehlt. Dies wird aber für unwahrscheinlich gehalten, weil das letzte große Erdbeben erst vor 3 Jahren stattfand und sie nicht so oft nacheinander auftreten.
Das Leben hier geht ganz normal weiter, Alltag und Blick in die Zukunft.
Für meine Freunde und Klassenkameraden bedeutet dies die Vorbereitung für die Abschlussarbeiten und die Einschreibungen an den Universitäten.
Für mich bedeutet das die Einstellung auf einen sehr baldigen Abschied aus einer liebgewonnen Welt.
In genau 70 Tagen werde ich hier meinen letzten Abend verbringen und mit dem Einsteigen ins Flugzeug ein ganzes Leben hinter mir lassen. Ob man will oder nicht, fast die ganze Zeit ist einem present, dass einem die Zeit davonläuft und man mit den ganzen Planungen gar nicht mehr hinterher kommt.
Ich frage mich immer öfter wie es sein wird, all die so weit entfernten wichtigen Personen in wiederzusehen. Woran ich nicht denken möchte, ist der Abschied am Flughafen. All dies ist sowieso Tabuthema in diesem Haus, weil keiner an einen baldigen Abschied denken möchte.

Vielleicht werde ich in der nächste Zeit noch mal etwas mehr über mein Leben und Nicaragua berichten, aber momentan kommt es mir etwas respektlos vor über Spaß und Freude zu schreiben, wenn Freunde, Bekannte und viele weitere Menschen, die etwas erleiden, was auch mir hätte passieren können, am arbeiten sind um sich ihr gewohnten Leben zurückzuholen, was mir immer noch viel zu selbstverständlich erscheint.

Man hört sich bald
Leonie

P.S. um wenigstens noch einen kleinen Einblick von Nicaragua zu geben, hänge ich noch ein paar Bilder dran.








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